Was ist DAS denn wieder für eine komische Überschrift fragt sich der geneigte Leser sicherlich. Oder auch nicht. Ich erklär es trotzdem. Wenn ich in diesem Blog auf Reaktionen warten würde, dann würde ich drüber wegsterben (dies darf als unterschwelliger Hinweis genommen werden, dass ich mich über Kommentare immer sehr freuen würde).
In meiner Idealvorstellung eines gemütlichen Spielabends weiss ich ein paar Tage im voraus, wer denn da am Dienstag kommen wird und bereite alles vor. Vor allem mich. Zuerst die Wahl eines geeigneten Spiels. Ich würde wissen, wieviele Spieler wir sind und versuche das Spiel zu wählen, dass dem Geschmack der Gäste passt. Ich hätte Zeit mir die Regeln zu Gemüte zu führen in entspannter, ruhiger Atmosphäre. So müsste dienstags nur noch das Spiel aufgebaut werden, eine grössere Auswahl an erlesenem und komplett ungesundem Junkfood auf den Tisch, wunderbar. Ich könnte mich schon tagelang auf die Gäste freuen BLOBBB! da wacht der Walter auf.
In der Realität hab ich mich davon schon lange verabschiedet. Spielauswahl vor 18 Uhr? Wozu? Entspanntes vorbereiten? Harhar, der war gut. Aber damit wir uns bloss nicht falsch verstehen, eine späte Anmeldung ist mir 10x lieber als keine Anmeldung und ich freue mich auf jeden Last-minute-Gast. Wer dem lkW aber eine richtige Freude machen möchte, der meldet sich zeitig an.
Gestern war es noch ganz speziell. Elisabeth hatte sich schon am Montag angemeldet. Freude herrscht. Dienstag Mittag meldet sich dann Beat noch an. Freude noch mehr herrscht. Waseliwas spielen wir denn da am besten? Hmmm, schwere Entscheidung, so viele Spiele wollen gespielt werden. Schliesslich fällt die Wahl aber auf Orleans. Dazu die Erweiterung, die neu erstandene. Dann bauen wir doch mal auf. Und bei Orleans gibts einiges zum auspacken und sortieren bis alles auf seinem Platz liegt. Uff, geschafft, Grundspiel bereit. Jetzt zur Erweiterung. Uh, Telefon, der Beat ist dran. Nein, bitte keine Absage... Ah, das Gegenteil ist der Fall. Ob Bettina noch mitkommen darf. Aber immer doch, jeder Gast ist willkommen. Blick auf die Schachtel der Orleans-Erweiterung: 1 bis 5 Spieler. Perfekt. Ciao Beat, bis gleich. So, dann wollen wir mal... hmm? Hmmm? Äh... Gibt's doch nicht. Kein Material für einen fünften Spieler in der Erweiterung. Wie ich inzwischen geguuuglet habe muss man das separat kaufen.
Na super, na ganz, ganz toll. Absagen gibts nicht, also auf-auf, alles wieder wegpacken. Mist, schon so spät. Was spielen wir denn dann... Keine Zeit mehr zum Regeln lesen. Schnell-schnell-schnell. Ok, spielen wir Im Jahr des Drachen. Klingeling, da sind die Gäste auch schon da. Also Regeln überfliegen während die Gäste sich unterhalten. Das ist eine gute Konzentrationsübung (die ich aber gar nicht gerne mache).
Im Jahr des Drachen ist ein Spiel von Stefan Feld, erschienen bei alea. Ein echtes "Quäl-mich"-Feld-Spiel. Man will, man sollte, man müsste sooo viel machen und hat doch nur so wenig Aktionen zur Verfügung. Wir spielen 12 Runden, das sind die 12 Monate des Jahr des Drachens. Die ersten zwei Monate herrscht noch Ruhe aber danach geht es Schlag auf Schlag, von einer Katastrophe zur nächsten. Die alten Chinesen hatten damals aber anscheinend echt gute Kartenleger, Handleser und Kristallkugelgucker, denn alles, was in diesem Jahr passieren wird, ist bereits von Anfang an ersichtlich. Im Januar weiss ich schon: im Oktober und Dezember gibt es eine Dürre. DAS sind mal Wettervorhersagen. Man hat also genug Zeit sich drauf vorzubereiten. HA! Der war gut. Einen Scheiss hat man. So wenige Aktionen hat man und die lieben anderen Mitspieler wollen alle das gleiche - logisch, für sie kommen ja die selben Ereignisse. Und eins hab ich ganz, ganz schnell gemerkt: als letztes dran zu sein ist sch...lecht. Sehr schlecht. Das wird nur noch übertroffen von als letzter dran sein und kein Geld haben. Das ist dann die Krönung.
Aber wie passiert bei Im Jahr des Drachens denn überhaupt so? Wie gesagt, zwölf Runden.
Phase 1 jeder Runde: Wir setzen unsere Figur auf eine von sieben möglichen Aktionen. Diese Aktionen sind z.B. Geld nehmen (wichtig), Paläste bauen (wichtig), Siegpunkte machen (wichtig), und, und, und (wichtig). Alles ist nötig, alles ist wichtig. Nur meistens gibt es etwas, was besonders wichtig ist, weil z.B. die dazu passende Katastrophe vor der Tür steht. Ist eine Aktion bereits von einem Mitspieler gewählt, kann man sie trotzdem noch machen. Kostet ja nur drei Yuan (Geld). Nur! Das ich nicht lache. Geld ist immer knapp wie alles in diesem Spiel. Wenn man (so wie der arme kleine Walter) in der Spielreihenfolge einige Runden hinten sitzt und deswegen praktisch immer zahlen muss um was wichtiges zu machen, dann ist das Geld weg, so schnell schaut man gar nicht.
In Phase 2 der Runde kaufen wir uns dann einen externen Spezialisten. Jeder macht eine Aktion besser. Mehr Geld, mehr bauen, mehr Reis, alle wollen wir gerne haben. Dumm nur, dass wir eingeschränkt sind. Wir haben nämlich zu Beginn des Spiels 11 Karten bekommen. Neun davon geben genau vor, was für einen Spezialisten wir nehmen dürfen (z.B. Mönch) und nur zwei Joker sind dabei. Ausserdem brauchen die alle noch Platz in einem Palast. Wie gesagt, man will alles und kann nur so wenig machen.
Vor allem weil dann in Phase 3 die angekündigte Katastrophe eintritt. Ok, es sind nicht immer Katastrophen aber wenn das Drachenfest stattfindet und die anderen kriegen Siegpunkte und ich nicht, dann ist das schon eine Katastrophe, jedenfalls für mich.
In der Phase 4 gibt es dann Siegpunkte. Vor allem für die Anzahl Paläste, die man hat aber auch noch ein paar wenige andere Sachen. Dann kommt die nächste Runde und nach der zwölften Runde gibt es noch eine Endwertung bei der ich vor allem viele Leute und besonders gerne ein paar dicke Mönche haben möchte.
Stefan Feld ist ja einer meiner Lieblings-Spielautoren. Ich mag seine Spiele. Sein Im Jahr des Drachens mag mich aber anscheinend nicht. Wow, lief das schlecht. Beat hat gewonnen. Ganz knappe zwei Punkte vor Esther und Bettina und auch nur vier Punkte vor Elisabeth. Und der lkW? Wäre die Siegpunktleiste eine Landschaft, dann wäre ich für die anderen ein kleines Pünktchen am Horizont gewesen, so weit war ich weg. Und was lernen wir daraus? Es ist blöd als letzter dran zu sein. Den anderen hat das Spiel gefallen und mir ja auch, schliesslich kann ich verlieren (aber gleich so?).
Danach haben wir noch ein bisschen geredet und plötzlich festgestellt -hoppla- ist ja glatt noch Zeit für einen kleinen Absacker. Dann spielen wir doch noch ne Runde BANG! Ein Western-Spiel. Sheriff Bettina gegen zwei böse Outlaws (Elisabeth und ich) und eine Kopfgeldjägerin (Esther), nur unterstützt von Hilfssheriff Beat. Dumm nur, das die verteilten Rollen verdeckt sind, nur den Sheriff kennt jeder (in diesem Fall eine Sheriffine). So spielen wir dann Karten, immer mit dem Ziel, die anderen rauszuwerfen. Die Outlaws gewinnen wenn der Sheriff stirbt, die Gesetzeshüter wollen die Outlaws und den Kopfgeldjäger loswerden und der will als allerletztes noch auf dem Platz stehen. Also beschiessen wir uns, machen Duelle, hetzen die Indianer auf die anderen, trinken Bier (das ist gut für die Gesundheit), stecken andere ins Gefängnis und viele andere Nettigkeiten. Anhand der Aktionen probiert man rauszufinden, wer zu wem gehört.
BANG! ist ein zockiges Spiel. Nicht bei der ersten Partie, da muss man noch zu viel studieren, was die einzelnen Karten jetzt so machen. Aber ich finde, dass sollte man wieder öfter spielen, denn ich finde es so richtig gut. Wahrscheinlich weil ich gewonnen habe und den Sheriff am Ende Mann gegen Mann tanzen liess. Das tat gut nach dem Drachen-Desaster.
Nächsten Dienstag ist wieder Spielabend und ich hoffe, ihr meldet euch trotz meines Gejammers am Anfang an: Doodle-Anmeldung für Spielabend 3. November