Zur Anmeldung von Barbara gesellten sich noch Daniela und
Elisabeth. Das ergab also einen flotten Sechser. Ich hab ein kleines Spiel aus
dem Regal geholt und eine ganz dicke Staubschicht runtergeblasen. Die Erben von
Hoax. Gespielt zuletzt vermutlich im Jahre 2000. Das ist auch schon wieder ein
paar Tage her. Esther und ich waren noch nicht allzu lange zusammen als wir das
im Kreise einiger Freaks gespielt haben. Vor einiger Zeit meinte sie zu mir,
dass es sie interessieren würde, ob sie heute, mit viel mehr Spielerfahrung,
mit dem Spiel besser zurecht käme. Na, das kann man ja gerne mal ausprobieren.
Die Erben von Hoax ist ein Bluff-Spiel. Jeder Spieler erhält
zu Beginn jeder Runde verdeckt eine Rolle zugeteilt. Es gibt sieben verschiedene
Rollen (Baron, Richter, Mönch, Händler, Dieb, Magier, Bauer), jede Rolle gibt
es 2x. Jede Rolle hat so ihre eigenen Fähigkeiten. Der Bauer kann sich z.B.
einfach zwei Korn-Chips nehmen, der Baron zwei Geld oder er erhebt Steuern usw.
Da ja keiner weiss, welche Rolle ich wirklich habe kann ich natürlich nach Herzenslust
lügen. Wenn ich dran bin sag ich „Ich bin der Mönch und sammle die Kollekte ein“.
Bin ich wieder dran behaupte ich „Ich bin der Dieb und klaue dir zwei Wein“. Mein
Ziel ist es Sets aus den drei Chipsarten (Korn, Geld, Wein) zusammen zu
kriegen. Damit darf ich dann einen anderen Spieler befragen und er muss mir
vertraulich eine Rolle zeigen, die er/sie NICHT ist. Schon wird der
Handlungsspielraum kleiner. Denn immer wenn ein Spieler behauptet „Ich bin…“
darf man das anzweifeln. Zweifeln mindestens die Hälfte der Spieler muss der
Angezweifelte zeigen, was Sache ist. Hat z.B. Daniela behauptet „Ich bin der
Dieb und…“ und wir anderen sagen „Du bist nicht der Dieb“ und Danielas echte
Rolle (auf der Karte) ist wirklich nicht der Dieb, dann muss Daniela den Dieb
abdecken und darf fortan nicht mehr die Rolle des Diebes wählen. Blöd ist es
(für uns) wenn sie tatsächlich der Dieb ist. Dann deckt sie ihre Rollenkarte auf,
sagt „Ätschibätsch“ und freut sich über drei Punkte. Das ist viel. Ich darf
auch jederzeit einen Mitspieler anklagen „Du bist der Händler!“. Lieg ich
richtig fliegt der Angeklagte raus, ich bekomme einen Punkt und alle seine
Chips. War die Anklage falsch fliege ich raus. Das geht so lange, bis nur noch
zwei Spieler übrig sind, die das Finale bestreiten. Der Sieger bekommt drei
oder vier Punkte. Hat einer insgesamt 10 Punkte erreicht hat er (in dem Fall
ich) gewonnen ansonsten gibt es eine neue Runde.
Die erste Runde lief seeeehr zäh. Bis man sich erst mal der
verschiedenen Möglichkeiten der ganzen Rollen verinnerlicht hat dauert es eine
Zeit lang. Es war schon die Überlegung, gar nicht mehr weiter zu spielen. Haben
wir aber doch und dann ging es immer besser und flotter voran. Mir persönlich
gefällt das Spiel sehr gut – ab der zweiten Runde. Hier kann man so herrlich
nach Lust und Laune lügen und bluffen, man muss es sogar, sonst kommt man zu
gar nichts. Auch die Meinung der anderen war zuletzt positiv, wenn auch Esther
gemeint hat, dass es nicht ihr Lieblingsspiel wird.
Nachdem dann noch eine Weile über dies und das gequatscht
wurde war dann nur noch Zeit für einen kleinen Absacker. Elisabeth hatte Die
fiesen 7 dabei. Das hatten wir im Sauerland schon mal gespielt. Ein herrliches
Spiel. Die Aufgabe ist soo einfach. So idiotisch einfach. Die Karten werden
gleichmässig an die Spieler verteilt. Der Reihe nach deckt man eine Karte von
seinem Stapel auf. Darauf hat es ein oder zwei Gangster. Dazu wird dann die
Anzahl der aufgedeckten Gangster gesagt. Von 1 bis 7 und dann wieder zurück.
Decke ich also die erste Karte auf, die einen Gangster zeigt, sage ich EINS.
Nächste Karte ZWEI. Nächste Karte mit zwei Gangstern DREI VIER. Da fängt es
dann aber auch schon an. Wenn ich zwei Gangster aufdecke wird der nächste
Spieler übersprungen. Und wehe er zuckt und will doch was machen. Fehler!
ÄÄÄÄÄ! Zonk! Alle Karten nehmen, neu anfangen. Dann gibt es noch Karten mit
Gangstern am Handy. Da darf man dann die Zahl nicht sagen sondern nur Geräusche
machen oder flüstern. Gangster mit einer auf sie gerichteten Pistole sagen gar
nix. Handy- und Pistolengangster gibt es dann auch jeweils noch im Doppelpack.
Aber das ganze kann ja wohl trotzdem nicht schwierig sein. Bis SIEBEN zu zählen
und zurück ist ja wohl Kindergartenniveau – dachte ich. Hey, es ist
unglaublich. Da kommst du dir vor wie der grösste Depp. So wenig Regeln,
einfach ein bisschen zählen… und trotzdem geht es kaum je mal zwei Runden rum
bevor einer einen Fehler macht. Wer seine letzte Karte ablegt hat gewonnen. Und
ich weiss nicht mehr, wer es war. Ich jedenfalls nicht. Ich bin unbegabt bei
diesem Spiel aber genau das macht es sehr, sehr lustig. Ein idealer Absacker.
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